Aktien in der Coronakrise – was tun?

Mit der rasanten Ausbreitung des neuen Coronavirus Sars-CoV-2 sind Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt gegangen. Rund 30 Prozent Kursverlust mussten im März 2020 überall verkraftet werden. Aktienbesitzer fragen sich, was ihr Vermögen vielleicht noch alles aushalten muss, während andere überlegen, ob nicht ein idealer Zeitpunkt gekommen ist, Kapital günstig in Aktien anzulegen. Aktien kaufen oder verkaufen? Eine kurze Betrachtung:

08.04.2020
  • Lesezeit ca. 4 Minuten
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    08.04.2020
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Prognose
© Acharaporn Kamornboonyarush/www.pexels.com

Das Ausmaß der Coronakrise hat alle auf dem falschen Fuß erwischt. Selbst als aus China bereits beängstigende Bilder kamen und für weit mehr als zehn Millionen Menschen eine Sperrzone geschaffen wurde, sahen Börsen oder Politik die Gefahr der Pandemie nicht kommen. Dabei reagieren gerade Börsianer normalerweise sehr sensibel auf solche Entwicklungen – besonders, wenn sie sich bei global wichtigen Wirtschaftsplayern abspielen. Trotzdem kletterte der MSCI-Word-Index mit 1.600 Aktien von Unternehmen aus über 20 Ländern bis Ende Februar unermüdlich weiter nach oben. Der deutsche DAX war auf hohem Niveau in einer Seitwärtsbewegung unterwegs. Dann schossen zuerst in Italien und nur Tage später in vielen anderen Ländern Infizierten- und Opferzahlen nach oben. Erst jetzt reagierten auch die Börsen. Quer durch alle Branchen und Länder rasten die Kurse binnen Stunden in die entgegengesetzte Richtung – in die Tiefe.

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Das eigene Aktiendepot: dem Coronavirus trotzen

Die überwiegende Mehrheit der privaten Aktienbesitzer scheint angesichts der Coronakrise bisher die Nerven behalten zu haben – selbst, wenn sie noch nicht lange dabei waren und zum ersten Mal einen solchen Crash erlebt haben. Auch von Großinvestoren sind keine umfangreichen Aktienverkäufe bekannt. Institutionelle Anleger dürften sich durch Verkäufe etwas Liquidität verschafft haben, wenn ihnen automatische Verkaufsprogramme diese nicht ohnehin schon organisiert hatten. Solche autark handelnden Kauf- oder Verkaufsalgorithmen sorgen immer wieder für Turbulenzen auf den Aktienmärkten und neigen dazu, Entwicklungen und Trends zu potenzieren. Zusammengefasst: Angesichts des Ausmaßes der Coronakrise haben die Aktienmärkte in den letzten Wochen erwartbar, aber nicht übertrieben reagiert.

Die grundsätzlichen Regeln oder Empfehlungen zur Kapitalanlage in Aktien gelten nach wie vor: Mit mehr oder weniger großen Kursschwankungen müssen Sie immer rechnen und sollten eine Geldanlage mit Aktien ausschließlich langfristig über diese Schwankungen hinaus betrachten. Im April 2020 verharrten die Börsen und Anleger sowie der Rest der Menschen dann zunächst in Wartestellung. Wie wird es weitergehen?

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Es häufen sich Stimmen, die in den jüngsten Kurseinbrüchen gleichzeitig eine Korrektur zuletzt übertriebener Bewertungen und Erwartungen sehen. Ein nachhaltiger Konjunktureinbruch oder gar eine Rezession könnten allerdings den Druck auf die Kurse anhalten lassen. Zugleich holen die Staaten aber mit finanzieller Hilfe in beispiellosen Ausmaßen bereits zum Gegenschlag aus, um Wirtschaft oder Konsum bestmöglich aufzufangen. Wie das Kräftemessen ausgeht, bleibt abzuwarten. Ein entscheidender Faktor wird sein, wie schnell es gelingt, die Pandemie derart einzudämmen und zu kontrollieren, dass ein weitgehend uneingeschränktes Gesellschafts- und Wirtschaftsleben wieder möglich wird. Obgleich ein paar Fragezeichen bleiben: China und speziell die Entwicklung in der Region Wuhan als Ausbruchsherd der Corona-Pandemie geben durchaus Anlass zur Hoffnung, dass dies innerhalb weniger Wochen oder Monate machbar ist.

Damit entstünde wieder Raum für wirtschaftliche Erholung und in der Folge steigende Aktienindizes und -kurse. Wenn Sie akut nicht dringend auf liquide Mittel angewiesen sind, ergibt das ein klares Signal zum Halten der Aktien, zumindest bis sich die weitere Entwicklung besser abzeichnet. Der Blick muss dabei der gesamten Wirtschaft und noch gezielter den einzelnen Unternehmen in Ihrem Aktienportfolio gelten. Eine ganze Reihe von Unternehmen wird die Coronakrise zweifellos härter treffen als andere. Manche dürften aber sogar profitieren.

Jetzt Aktien kaufen?

Niedrige Kurse wie durch die jüngsten Einbrüche führen immer zu der Frage, ob damit ein günstiger Zeitpunkt zum Einstieg in den Aktienmarkt gekommen ist. Dafür sprechen Erfahrungen aus der Vergangenheit. Nach mehreren Ölkrisen oder der Finanzkrise 2008 und 2009 ist es durch sozial- und wirtschaftspolitische Maßnahmen immer wieder gelungen, eine Erholung einzuleiten. Angesichts der Coronakrise laufen nun sogar Maßnahmen an, die noch einmal viel weitergehen werden. Wenn Sie jetzt Geld mit langfristiger Perspektive anlegen möchten und ein gewisses Risiko nicht scheuen, bieten sich Aktien grundsätzlich an – oder auch Aktienfonds und ETFs.

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Vielleicht mehr denn je entscheidet in diesen Tagen die sorgfältige Selektion über den Anlageerfolg. Das spricht trotz Ausgabeaufschlägen oder Gebühren für ein gemanagtes Portfolio wie bei den Fonds. Bei einer Direktanlage in Aktien oder ETFs müssen Sie die schwierige Auswahl oder Umschichtungen selbst verfolgen. Der einfache Griff zu den großen Namen verspricht dabei momentan nur eingeschränkt noch die Sicherheit vergangener Tage. Jedes Unternehmen ist neben der Lösung bestehender Probleme nun zusätzlich nach Antworten auf neue gefragt.

Hier liegen krisentypisch aber genauso Chancen. Mehr Digitalisierung, Effizienz oder Nachhaltigkeit: All das stand in vielen Führungsetagen schon länger auf der Tagesordnung. Traditionelle Denk- und Handlungsmuster zusammen mit vielen anderen Widerständen haben Veränderungs- und Weiterentwicklungsprozesse aber auch lange ausgebremst. Die sonst eher behäbige und zaghafte Politik macht es den Unternehmen gerade vor, wie Krisenmodus funktioniert. Handeln sie ähnlich schnell und konsequent, können Transformationen entstehen, die die Unternehmen langfristig sichern und genauso wachsen lassen wie ihre Aktienkurse.

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Ein paar Beispiele: Schließen die führenden Banken tatsächlich einen Großteil ihrer Filialen, stehen Sie später durch stark gesenkte Kosten wesentlich wettbewerbsfähiger da. Genauso hat die kriselnde Automobilindustrie jetzt eine Chance, sich radikal zu wandeln, endlose, teure Modell- und Ausstattungspaletten zu verschlanken oder konsequenter alternative Mobilität voranzutreiben. Einschneidende Schritte müssen keine Hiobsbotschaften sein, sondern können vielmehr Signale für eine positive Neuausrichtung setzen. Am anderen Ende sind nicht alle Unternehmen, die aktuell wie Krisengewinner erscheinen, automatisch ein sicherer Aktienkauf für die Zukunft. Auch hierfür zwei Beispiele: Während sich beim deutschen Medizintechnikhersteller Drägerwerk eine positive Kursentwicklung eingestellt hat, dümpelt der Aktienkurs des weltweit führenden Herstellers von Schutzausrüstung 3M trotz milliardenfachem Bedarf nur an virustauglichen Masken weiter vor sich hin.

Fazit: Aktien? Ja! Aber …

Die Coronakrise bietet eine günstige Gelegenheit zum Einstieg in Aktien. Der Einstieg sollte aber mit Maß erfolgen – in Bezug auf das eingesetzte Kapital im Verhältnis zu Gesamtkapital und Liquidität, ausschließlich mit einem langfristigen Anlagehorizont und verstärkt mit einer sorgfältigen Auswahl der Märkte und Unternehmen. Diese Punkte galten in ähnlicher Form schon immer für Aktien und Aktienanlagen. Das Coronavirus wird daran nichts ändern.

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