Zinsentwicklung 2023: Neues Potenzial für Zinsanleihen?

Festverzinsliche Anleihen – auch als Renten bekannt – spielten in den vergangenen Jahren durch nominale Negativzinsen für die meisten Kapitalanleger kaum eine Rolle. Wer zuletzt dennoch welche besaß, musste 2022 zudem noch enorme Kursverluste hinnehmen. Trotzdem lohnt es sich, 2023 wieder über Anleihenkäufe nachzudenken.

30.01.2023
  • Lesezeit ca. 2:30 Minuten
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    30.01.2023
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Börsendiagramm auf Notebook
© StockSnap/pixabay.com

Als zentrale Maßnahmen gegen wachsende Inflation haben allen voran die amerikanische Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Jahr mit mehreren Leitzinserhöhungen eine globale Zinswende eingeleitet. Die Zeiten von Null- oder gar Negativzinsen sind damit Geschichte – besonders für Anleger und Sparer in Deutschland eine gute Nachricht.

Sicherheit zuerst

Im Finanzbereich blieb in den letzten Jahrzehnten kaum etwas so stabil wie die Anlagepräferenzen der Deutschen: Sparbücher und andere Spareinlagen oder Termingelder wurden von mehr als der Hälfte regelmäßig genutzt. Für deren maximale Sicherheit verzichteten sie sogar bereitwillig auf Kapitalertrag in Zeiten niedriger Zinsen. Festverzinsliche Anleihen – selbst von Emittenten mit Top-Bonität wie dem deutschen Staat – weckten dagegen nur geringes Interesse. 2022 waren hier weniger als zehn Prozent der deutschen Anlegerinnen und Anleger investiert.

Solche Anleihen bieten auf der einen Seite große Sicherheit bei einer sorgfältigen Auswahl des Anleiheschuldners mit einem festen jährlichen Kapitalertrag durch den Zinscoupon auf den Nominalbetrag der Anleihe. Andererseits enthalten Anleihen auch einen Risikofaktor durch ihre Marktkurse. Diese Kurse bilden die allgemeine Zinsentwicklung im Vergleich zur konkreten Anleihenverzinsung ab: Steigt das Zinsniveau über die Verzinsung eines Papiers, fällt dessen Kurs und umgekehrt. So bleiben ältere Anleihen leicht handelbar, auch wenn laufend weitere Papiere mit aktuellen Kapitalmarktzinsen für verschiedene Laufzeiten neu aufgelegt werden.

Vollzieht das Zinsniveau wie im letzten Jahr jedoch schnelle Sprünge nach oben, erfahren Anleihen im Depot binnen kurzer Zeit einen enormen Wertverlust. Banker schätzen die jüngsten Verluste sogar als die größten der letzten 40 Jahre ein. Anleihenbesitzer, die diese Verluste real vermeiden wollen, müssen die Papiere nun bis zum Laufzeitende halten; denn dann gibt es von den Emittenten den Nennwert beziehungsweise das eingesetzte Kapital in voller Höhe zurückgezahlt. Bei Papieren mit langen Laufzeiten kann dies jedoch zehn Jahre und mehr dauern, während dabei durch die alten Zinscoupons nur eine Mini-Rendite oder gar keine erzielt wird.

Zinswende macht Anleihen wieder attraktiver – aber nicht alle

Grundsätzlich wächst nun die Attraktivität der Anleihen durch das aktuell höhere Zinsniveau. Weil für 2023 und danach von viel weniger Leitzinserhöhungen als zuletzt auszugehen ist, sinkt das Risiko von Kursverlusten bei aktuellen Emissionen. Die Notenbanken beobachten zunächst die Auswirkungen ihrer letzten Beschlüsse. Allgemein gehen sie und andere Ökonomen von einer Abschwächung der Preissteigerung aus, was den Bedarf an weiteren Zinsanhebungen erheblich begrenzt.

Diese beinhalten – gerade in der Häufung der letzten Monate – auch ein großes Risiko: Sie können eine Eintrübung der konjunkturellen Entwicklung bis hin zur Rezession auslösen oder verstärken. Das hat dann direkte Auswirkungen auf einen wichtigen Teil des Anleihemarktes. Bei einigen Unternehmen und ihren Anleihen steigt das Ausfallrisiko. Ausbleibende Gewinne und weitere schlechte Zahlen lassen dann nicht nur die Aktienkurse betroffener Unternehmen purzeln, sondern ebenso die Kurse ihrer Anleihen.

Dennoch bleiben selbst noch im Szenario einer Rezession viele Anleihen mit Zinsen von knapp über zwei bis um die vier Prozent attraktiv:

  • Bundesanleihen des deutschen Staats
  • die Staatsanleihen anderer Euro-Staaten
  • US-Staatsanleihen
  • Anleihen etablierter Unternehmen
  • Papiere von Energiekonzernen oder Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich

Anlegerinnen und Anleger sehen schnell, welcher Emittent Risikozuschläge zahlt beziehungsweise zahlen muss. Jeder Zinscoupon, der Anfang 2023 deutlich über vier Prozent hinausgeht, identifiziert über alle Laufzeiten hinweg Hochzinsanleihen oder besser Risikoanleihen. Hier sollten Sie unbedingt genauer hinschauen und das individuelle Risiko abwägen, bevor Sie kaufen. Mit verschiedenen Staatsanleihen mischen Sie Ihrem Portfolio aber jetzt wieder solide Papiere mit einer für diese Zeiten attraktiven, sicheren Rendite ohne großes Kursrisiko bei – und bewahren im Gegensatz zu festen Spareinlagen mit ähnlichen Zinssätzen jederzeit Ihre Liquidität durch die zeitnahe Verkaufsmöglichkeit der Anleihen.

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