Betrügerische Onlinebroker – so erkennen Sie die Kriminellen schnell

In der Menschheitsgeschichte gab es immer Betrüger, die ihren Mitmenschen Geld und andere Werte abgenommen haben. Daraus entstand bald Anlagebetrug im großen Stil und ab der Jahrtausendwende gingen diese Kriminellen dann vermehrt online. Mit der zunehmenden Digitalisierung des Bankengeschäftes hat Cyber-Kriminalität nichts von ihrer Gefahr verloren.  Lesen Sie hier alle Tipps, damit Sie nicht auf die Betrüger hereinfallen.

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Charts mit Aktienentwicklung auf Smartphone
© Bro Crock/www.shutterstock.com

Vielleicht kennen Sie Charles Ponzi oder seine Erfindung: Das Schneeballsystem. Innerhalb kürzester Zeit konnte er damit mehrere Millionen US-Dollar einnehmen. Allgemein wird dieses System auch als „Ponzi-System“ bezeichnet. Das Prinzip ist dabei immer gleich: Für eine Geldanlage wird eine weit überdurchschnittliche bis märchenhafte Rendite in sehr kurzer Zeit versprochen. Wer seine Anleger dabei einspannt, weitere Menschen zum Mitmachen zu bewegen, startet das entsprechende Schneeballsystem.

In die Falle getappt

Kommen regelmäßig genügend neue Opfer hinzu, fließt ihr Geld auf allen Ebenen des Systems an die bisherigen Teilnehmer und das meiste an den Initiator. Stockt oder stoppt einmal der Geldfluss, bricht das Ganze über Nacht zusammen und der Schwindel fliegt auf. Selbst wenn die Betrüger schnell gefunden sind, ist das Geld der Anleger nahezu immer weg. Im „Ponzi-System“ kennt man anders als beim Schneeballsystem den Betrüger zwar längst, aber zahlreiche Nachahmer bis hin zu Bernard Madoff zeigen: Das bringt die Geschädigten ihrem eingesetzten Kapital auch nicht näher.

Onlinebroker oder Trading-Plattformen die beliebtesten Verkleidungen der Betrüger

Von Ponzi und dem Schneeballsystem finden sich einige Elemente auch bei den betrügerischen Onlinebrokern der Gegenwart. Viele Anleger erhalten tatsächlich ein paar Gewinne ausgezahlt, die vermutlich durch das Geld anderer Opfer finanziert werden. Aber der Reihe nach: Womit locken die Betrüger heute? Sie setzen vor allem auf Angebote mit Finanzprodukten wie

  • Differenzkontrakten auf Aktien, Aktienindizes oder Rohstoffe (CFDs) oder
  • die eigentlich für Privatanleger in der EU verbotenen binären Optionen
  • und Kryptowährungen.

Mindestens von den digitalen Währungen und ihren teilweise enormen Wertzuwächsen binnen Tagen hat jeder schon gehört. Hier haben Betrüger leichtes Spiel, Menschen anzulocken. Es gibt diese Gewinne und eine langfristige riesige Wertsteigerung wirklich. Wer dann eine professionell erscheinende Handelsplattform ins Netz stellt, muss vermutlich nicht lange auf erste Einzahlungen warten. Polizei und Staatsanwälte gehen davon aus, dass keiner dieser betrügerischen Onlinebroker tatsächlich Kapital in Bitcoin & Co. anlegt, sondern es sofort abzweigt und sich damit ein luxuriöses Privatleben oder weitere kriminelle Aktivitäten finanziert. Bei den anderen Finanzprodukten läuft es genauso. Sie sind vielleicht weniger Menschen bekannt, dennoch lässt sich leicht dafür Werbung machen, die sogar einer Überprüfung durch neugierige Internetnutzer standhält.

Genau wie mit Kryptowährungen haben einige Investoren auch schon mit binären Optionen oder CFDs viel Geld verdient. Dabei handelte es sich aber fast durchwegs um Profianleger und auch die mussten hier häufig größere Verluste verkraften. Privatanleger dagegen verlieren mit solchen Trades sogar zu 80 Prozent ihr Geld, lauten Schätzungen. Das enorme Risiko oder die Komplexität der Finanzinstrumente verschweigen die Betrüger vollständig. Sie erzählen auf ihren Internetseiten nur von hohen Gewinnen oder bringen dazu Werbung mit prominenten Gesichtern und Referenzen renommierter Medien ins Netz. Zum Beispiel Dieter Bohlen, Günther Jauch oder Carsten Maschmeyer und viele andere sollen auf bestimmten Finanzplattformen unglaubliche Summen verdient haben, heißt es in den Geschichten. Große Fernsehsender und Magazine sollen angeblich auch schon darüber berichtet oder die Seite gar empfohlen haben und am Ende folgt meist noch das Märchen eines Kleinanlegers, der dank der Plattform seinen Job aufgeben konnte.

Selbstverständlich ist das alles frei erfunden, aber gerade in der letzten Zeit waren viele Menschen im Land verzweifelt und deswegen unvorsichtig genug, um darauf hereinzufallen. Zudem wird der Einstieg mit geforderten Summen von 100 oder 250 Euro leicht gemacht. Selbst Geringverdiener oder Arbeitslose bekommen hier den Eindruck, dass sie sich diese Investition leisten und ihr knappes Budget leicht aufbessern können. Die Menschen sind heutzutage viel im Netz unterwegs und dabei oft von finanziellen Sorgen geplagt oder wünschten sich einfach mehr finanzielle Unabhängigkeit. Das nutzen die Onlinebetrüger gezielt aus.

So ergaunern sich betrügerische Onlinebroker und Fake-Plattformen Geld

Auf den Einstiegs- oder Werbeseiten verraten die Betrüger gerade genug, um Sie richtig neugierig auf einen Einstieg zu machen. Wollen Sie mehr erfahren, müssen Sie Ihre Kontaktdaten und vor allem Ihre Telefonnummer angeben. Sehr schnell meldet sich dann eine äußerst eloquente und in allen Verkaufstricks geschulte Person, die das Gespräch direkt auf eine erste Investition lenkt. Um das natürliche Misstrauen und jede Vorsicht zu unterlaufen, wird dabei bewusst nur ein kleiner Betrag von höchstens ein paar Hundert Euro verlangt. Alles wirkt seriös. Auf Ihrem Display erscheint eine deutsche Rufnummer und Ihre Gesprächspartner sprechen perfektes Deutsch. Tatsächlich sitzen Sie aber meist im Ausland in einem Callcenter, das für die Betrüger arbeitet.

Wer jetzt einsteigt, erhält ein Nutzerkonto, in dem er die Entwicklung seiner Geldanlage verfolgen kann. Die verläuft grundsätzlich nur positiv. Die Betrüger geben vor, das Geld immer neu zu investieren und für Sie Gewinne zu erwirtschaften. Software gaukelt Ihnen dabei sogar einzelne Transaktionen oder eigene Trades vor. Häufig fließen zwischendurch ein oder zwei Auszahlungen zurück auf das Bankkonto der Betrugsopfer. In jedem Fall melden sich relativ schnell wieder die Callcenter. Jetzt wollen die Betrüger abkassieren. Weil es so gut läuft, sollen Sie noch mehr investieren, bevor der Markt kippt. Oder Ihre erste Anlage muss unbedingt erhöht werden, weil sonst das ganze Geld aus dubiosen Gründen weg sein soll. Die Anrufer bauen hier viel Druck auf und treiben ein perfides Spiel mit Verlustängsten oder Träumen ihrer Opfer. Oft sind sie damit erfolgreich. Eventuell versuchen die Betrüger auf diese Weise, noch ein zweites oder drittes Mal abzukassieren. Viele melden sich auch nie wieder und sind ebenso für Sie nicht mehr zur erreichen.

Dann sind die Betrüger entweder mit einer neuen Plattform beschäftigt oder eventuell aufgeflogen. Im Durchschnitt bleiben die Fake-Plattformen etwa ein halbes Jahr aktiv, hat die BaFin beobachtet. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen BaFin versucht, gegen solche betrügerischen Onlinebroker so weit vorzugehen, wie es das deutsche Recht erlaubt. Konkrete Schritte gelingen aber nur, wenn die Kriminellen inländische Adressen und Banknoten nutzen. Dann kann das Geld eingefroren und Geschädigten zumindest teilweise zurückgegeben werden. Zum Beispiel bei den Kryptowährungs-Betrügern OneCoin Ltd. ließen sich so von drei Milliarden US-Dollar Schaden aber nur etwa 30 Millionen Euro noch sichern. Was teilweise nach einem Happy End aussieht, nutzen einige Betrüger jedoch gleich für den nächsten hinterhältigen Versuch, um an noch mehr Geld zu kommen.

Geschädigt? Das können Sie tun

Zählen Sie zu den Geschädigten, sollten Sie der poststelle@bafin.de so schnell wie möglich Ihren Fall melden. Dabei ist es neben den persönlichen Daten wichtig, dass Sie auch Bankverbindungen angeben, auf die Sie Gelder überwiesen haben. Nur dann kann die BaFin etwaige Guthaben schnell einfrieren und sichern. Zu dieser Meldung gehört anschließend noch eine Strafanzeige bei der nächsten Polizeidienststelle oder online. Bleiben Sie zukünftig weiterhin vorsichtig. Denn es gab bereits Fälle, wo Betrugsopfer wiederholt geschädigt worden sind. Die Betrüger oder andere Kriminelle teilten Ihren Anlegern mit, dass sämtliches Kapital der Plattform von der BaFin eingefroren sei. Dazu präsentierten sie sogar gefälschte Dokumente. Zugleich forderten Sie noch einmal Geld, zehn oder 15 Prozent des Kapitals, um dieses wieder auszulösen oder anderweitig freizubekommen. So offensichtlich dieser Betrugsversuch erscheinen mag – er hat teilweise bei verzweifelten Opfern noch funktioniert.

10 Tipps: Betrügerische und unseriöse Onlinebroker gleich erkennen

Damit es gar nicht so weit kommt, müssen Sie nur auf einige wenige Anzeichen achten, die unseriöse und kriminelle Onlinebroker oder Trading-Plattformen schnell identifizieren:

  • Impressum: Ein Impressum sollte immer vorhanden und vollständig sein sowie alle typischen Daten beinhalten bis hin zur Rechtsform, Vertretungsberechtigten oder der Aufsichtsbehörde.
  • In- oder ausländischer Firmensitz: Sitzen Broker im Ausland, wird es schon in den EU-Staaten komplizierter, Ansprüche durchzusetzen. Außerhalb Europas oder in Steueroasen wie Gibraltar haben derartige Bemühungen meist gar keine Aussicht auf Erfolg.
  • Verschlüsselte Webseite: Ihr Browser zeigt Ihnen sichere, verschlüsselte Internetseiten mit Symbolen wie einem Schloss in der Adressleiste an. Mit dieser Seite kommunizieren Sie geschützt. Jeder seriöse Anbieter wird sich das dafür notwendige Zertifikat besorgen. Allerdings garantiert Ihnen eine Verschlüsselung keine Seriosität. Sie bildet aber ein Indiz.
  • Domainendung: .com oder.de sind Beispiele für große Domainendungen, unter denen einzelne Seiten mit persönlichen Angaben registriert werden müssen. Bei vielen anderen Endungen wie .cc, .co oder .tk sind die Registrierungsprozesse nicht so umfangreich gesichert. Betrüger nutzen solche Domains gern – auch um zum Beispiel um mit .co hastigen Lesern eine .com-Domain vorzutäuschen.
  • Seriosität abfragen: Dabei hilft Ihnen die Unternehmensdatenbank der BaFin oder auch der Smartphone-Broker-Vergleich von Stiftung Warentest.
  • Google-Suche zu Nutzerbewertungen: Nutzen Sie die Google-Suche, um Onlinebroker zu prüfen. Die Suchmaschine liefert Ihnen dann unter anderem Beiträge von Nutzern in einschlägigen Finanz-Foren, die dort ihre Erfahrungen mit Brokern und Plattformen teilen.
  • Juristische Dokumente: Sie kennen das von Ihrer Bank. Die hält zum Beispiel Allgemeine Geschäftsbedingungen oder ein Preis-Leistungs-Verzeichnis als Grundlage der Geschäftsbeziehung bereit. Solche Basics erhalten Sie auch von allen seriösen Onlinebrokern. Achten Sie hier immer auf die Gestaltung. Ist alles ohne Fehler in deutscher Sprache verfasst und vermittelt einen ordentlichen, seriösen Eindruck?
  • Die Webseite selbst: Sind auch hier die Texte fehlerfrei formuliert oder lesen Sie sich holprig und stecken voller Fehler wie das Ergebnis einer automatisierten Onlineübersetzung?
  • Zahlungsmöglichkeiten: Wo per Kreditkarte gezahlt werden kann, musste vorher immer ein Kreditkartenakzeptanzvertrag sowie eine Zusammenarbeit mit Payment Service Providern abgeschlossen werden. Beides beinhaltet verschiedene Überprüfungen des Webseitenbetreibers. Betrüger scheuen das. Steht nur ein Bankkonto für Zahlungen zur Verfügung, achten Sie darauf, ob dieses mit dem Land des Unternehmenssitzes identisch ist. Konten in anderen Ländern sind ein starkes Indiz für betrügerische Onlinebroker.
  • Telefonanrufe: Melden sich häufig Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter des Brokers, die Geschäfte und Transaktionen vorschlagen oder dazu drängen, zeigt das genauso einen unseriösen Anbieter. Vertrauenswürdige Onlinebroker lassen Sie selbst Anlageentscheidungen treffen und beraten Sie höchstens auf Ihren Wunsch hin näher.

Nehmen Sie sich kurz die Zeit, diese Punkte zu prüfen, wenn Sie Kapital bei unbekannten Anbietern anlegen oder dort handeln wollen. Außerdem gilt weiterhin allgemein: Riesige Gewinne oder Renditen von Kapitalanlagen gehen auf der anderen Seite immer mit ähnlichen Risiken bis hin zum Totalverlust einher.

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