Die Vier-Prozent-Genossen: Satte Dividenden bei Genossenschaftsbanken

Private Geldanleger haben es seit Jahren schwer. Für risikoarme Sparprodukte gibt es keine nennenswerten Zinsen mehr und in die Welt der Aktien, ETFs oder klassischen Investmentfonds wollen sich nur wenige wagen. Dabei findet sich eine etablierte, sichere Lösung für Jahresrenditen um die vier Prozent praktisch direkt vor der Haustür – bei der nächsten Volks- oder Raiffeisenbank.

08.10.2020
  • Lesezeit ca. 3:30 Minuten
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    08.10.2020
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Geschäftsabschluss
© rawpixel/pixabay.com

Vor rund 170 Jahren begann die Geschichte der Genossenschaftsbanken mit einem ersten kleinen Kredit- oder Vorschussverein – heute sind sie längst moderne Universalbanken mit einem breiten Geschäft geworden. Eines hat sich dabei aber nie verändert: das Geschäftsprinzip. Volksbank-Gründer Hermann Schulze-Delitzsch formulierte es einst so:

„Die Mitglieder der Vereine sind Träger und Kunden des Bankgeschäftes zugleich, weshalb ihnen auch Risiko und Gewinn gemeinsam sind.“

Daran hat sich bis heute in den Genossenschaftsbanken grundsätzlich wenig geändert. Nur ein Risiko müssen Kunden oder Mitglieder schon lange nicht mehr wirklich fürchten.

Bei Genossenschaftsanteilen gibt es keine Zinsflaute

Gerade erst 2019 konnten sich die deutschlandweit rund 20 Millionen Mitglieder von Volks- und Raiffeisenbanken über eine durchschnittliche Dividende von circa vier Prozent für ihre Anteile freuen.

Zum Vergleich: für ein von der Anlagedauer vergleichbares einjähriges Festgeld gab es nur etwa ein Prozent Zinsen.

Und auch in der anhaltenden Corona-Krise planen die Genossenschaftsbanken für 2020 wieder Dividendenzahlungen.

Ob die Ausschüttungen dabei erneut einen ähnlichen Wert wie 2019 erreichen, ist noch ungewiss. Erste Einschätzungen deuten aber darauf hin und die Grundlage dafür scheint ebenfalls gegeben, denn die Bankgeschäfte der Genossen laufen trotz Corona gut. Beispielsweise mit Investoren- und Projektfinanzierungen für Wohnimmobilien haben sich viele VR-Banken ein stabiles Geschäftsfeld erschlossen.

Davon profitieren hier die Bankkunden oder Mitglieder unmittelbar. Als Eintrittskarte zu Volks- und Raiffeisenbanken, PSD oder Sparda-Banken müssen sie sich zuvor finanziell durch einen Anteilskauf beteiligen. Das ist institutsabhängig teilweise schon mit 20 Euro möglich. Einige Genossenschaftsbanken erlauben sogar bis zu 70.000 Euro Zeichnungsbetrag pro Mitglied. Besonders im vier- oder fünfstelligen Bereich werden viele Kapitalanleger natürlich hellhörig, wenn derart gute Renditen winken.

Immer mehr VR-Banken verabschieden sich vom Regionalprinzip

Lange war für Anleger nur die Genossenschaftsbank in der eigenen Stadt oder Region unter Umständen interessant. Denn aus ihrer Geschichte heraus agierten die VR-Banken bis vor Kurzem immer nur in diesem begrenzten Geschäftsgebiet und nahmen auch nur von hier Mitglieder auf. Doch das hat sich längst geändert. Viele der Kreditinstitute stehen mittlerweile neuen Mitgliedern aus dem ganzen Bundesgebiet offen und selbst eine Kontoeröffnung wird oft nicht mehr verlangt – es genügt die Geldeinlage in Form von Genossenschaftsanteilen. Zu diesen Instituten zählen beispielsweise die

  • PSD Bank Berlin-Brandenburg
  • PSD Bank West
  • Sparda-Bank Berlin
  • Sparda-Bank Hessen
  • VR-Bank Bad Salzungen Schmalcalden oder die
  • VR-Bank Coburg

Einzelne Anteile können überwiegend zu Beträgen von um die 50 oder 100 Euro gezeichnet werden – natürlich auch online. Manche Institute ermöglichen den Einstieg schon ab 20 Euro, andere verlangen 150 Euro. Ähnlich differiert die Zahl der maximal erhältlichen Anteile. Während die einen nur eine Handvoll erlauben, können Sie bei vielen anderen Genossenschaftsbanken mit mehreren Hundert oder sogar 1.000 Anteilen einsteigen.

Aber wie sieht es mit der Sicherheit dieser Form der Geldanlage aus?

Interessierte könnten sich an zwei Punkten stören – der fehlenden Einlagensicherung für Genossenschaftsanteile und der in den Satzungen festgeschriebenen Nachschusspflicht, die bei einer schweren Schieflage der Bank vorsieht, dass für jeden erworbenen Anteil mindestens noch einmal der gleiche Betrag zur Stabilisierung des Instituts eingezahlt werden muss.

Doch bei beiden Punkten sind Sorgen unbegründet. Die Genossenschaftsbanken stützen sich über ihren Dachverband BVT, den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, gegenseitig. Zudem haben die Genossenschaftsbanker mit der Bankaktiengesellschaft BAG ein Auffangbecken für Problemkredite geschaffen, um einzelne Mitgliedsbanken von Risiken zu entlasten. Durch solche Absicherungen gab es noch nie eine Insolvenz bei einem der genossenschaftlichen Bankhäuser.

Häufig haben sie die sogenannte Nachschusspflicht auch schon aus ihren Satzungen gestrichen, weil ein bundesweiter Wegfall für 2022 sowieso bereits fest terminiert ist. Am Ende beurteilen deswegen selbst vorsichtige Verbraucherschützer die Risiken beim Kauf von Genossenschaftsanteilen als sehr überschaubar.

Mehr zu Kauf oder Zeichnung von Genossenschaftsanteilen

Die Dividenden der VR-Banken bewegen sich seit vielen Jahren auf einem sehr stabilen Niveau. Selbst in Zeiten der Finanzkrise vor gut einem Jahrzehnt erreichten sie ähnliche Werte wie im Vorjahr. Damals mussten sie jedoch mit deutlich höheren Zinsen bei diversen Sparformen konkurrieren. Heute sind ihre Erträge praktisch konkurrenzlos. Aber Anleger müssen andererseits auch ein paar Einschränkungen akzeptieren:

Genossenschaftsanteile sind nicht handelbar und besitzen mitunter lange Kündigungsfristen. Bei einigen Instituten gilt eine dreimonatige Kündigungsfrist zum Jahresende, es finden sich aber genauso VR-Banken mit zwölfmonatiger oder längerer Kündigungsfrist. Diese eingeschränkte Verfügbarkeit sollten Sie bei jedem Anteilskauf bedenken. Es handelt sich hier eher um eine mittel- bis langfristige Kapitalanlage.

Als generelles Fazit kann aber dennoch gelten:

Mit Genossenschaftsanteilen erhalten Sie eine sehr sichere Geldanlage mit attraktiver Rendite in Form von jährlichen Dividendenzahlungen. Wollen Sie mehr Geld anlegen, als es die Satzung pro Person zulässt, können Sie auch Partnerin oder Partner und die Kinder zu Mitgliedern machen. Das kann sich auch in Zukunft noch lohnen.

Denn schon jetzt rechnet der genossenschaftliche Dachverband BVT für 2020 wieder mit einer durchschnittlichen Ausschüttung von 3,8 Prozent. Der Empfehlung der Europäischen Zentralbank EZB, wegen der Corona-Krise einmal auf Dividendenzahlungen zu verzichten wollen die VR-Banken mit Hinweis auf ihre gute Ertragslage nicht folgen.

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