Europäer sparen falsch und verschenken Millionen

Privatanleger in ganz Europa sind nicht mutig genug für Gewinne. Trotz jahrelanger Niedrigzinsphase greifen die meisten immer noch auf Sparbücher oder Festgeldkonten zurück. Und das bei Zinsen zwischen 0,01 und einem Prozent.

12.07.2018
  • Lesezeit ca. 3:30 Minuten
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    12.07.2018
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Kein Geld vorhanden
© derneuemann/pixabay.com

Das hat die Studie „Erstes Europäisches Income-Barometer 2018“ ergeben. In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung hat J.P. Morgen Asset Management herausgefunden, dass die wenigsten Sparer ihr Anlageverhalten aktuellen Umständen anpassen.

Zu scheu für den Aktienhandel

Im Rahmen der Studie wurden 8.200 Privatanleger aus Deutschland, Belgien, Österreich, Großbritannien, Spanien und Italien befragt. Ganze 78 Prozent nutzen Spareinlagen, Tages- oder Festgeldkonten. Unter den deutschen Befragten sind es sogar 81 Prozent. Nur 21 Prozent der Deutschen zeigen mehr Risikobereitschaft und investieren ihr Geld in Aktien, Fonds oder Anleihen.

Viele Experten sind einer Meinung: Mit ihrem scheuen Anlageverhalten verschenken Privatanleger Millionen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. 23 Prozent der Befragten geben an, dass sie vom Thema Geldanlage keine Ahnung haben und 22 Prozent haben Angst vor den Schwankungen am Markt. Ein Viertel der Befragten glaubt, dass sie ohnehin nicht genug Geld erübrigen können, um am Kapitalmarkt einzusteigen. Drei Ausreden, die sich leicht aus der Welt schaffen lassen.

Depot eröffnen: Das müssen Sie wissen

Aktien sind Anteile an Unternehmen, die sowohl Banken oder Versicherungen als auch Privatanleger an der Börse handeln können. Um Aktien kaufen zu können, benötigen Anleger ein sogenanntes Depot. Für die Eröffnung eines Depots müssen Sie weder erfahrener noch wohlhabender sein als für die Eröffnung eines Festgeldkontos. Der entscheidende Unterschied: Auf dem Konto liegt Geld, auf dem Depot liegen Aktien und andere Wertpapiere. Das Depot wird mit einem Verrechnungskonto verbunden, über das alle Käufe und Verkäufe abgewickelt werden. Das Depot können Anleger bei einer Filialbank (z.B. Sparkasse) eröffnen und den Vorteil genießen, dass sie hier beraten werden und ggf. schon über ein Girokonto verfügen. Es fallen aber in der Regel Kontogebühren an. Bei Online-Banken (z.B. Comdirect) ist es meist günstiger, ein Depot anzulegen. Der Nachteil: Anleger müssen zusätzlich ein Girokonto eröffnen. Außerdem fallen statt Kontogebühren bei den meisten Online-Brokern sogenannte Trading-Gebühren an. Für jeden Kauf oder Verkauf müssen Anleger zahlen. Es ist deshalb wichtig, vor der Eröffnung eines Depots die voraussichtlichen Kosten zu vergleichen.

Um ein Depot zu eröffnen, müssen Anleger persönliche Daten und ihre Steueridentifikationsnummer angeben. In der Regel fragen Anbieter auch nach der Erfahrung am Aktienmarkt und verlangen eine Bestätigung, dass der Anleger in eigenem Interesse agiert. Die Zugangsdaten werden nach der Anmeldung per Post verschickt.

Aktien kaufen: So geht‘s

Mit den Zugangsdaten können Anleger sich in ihrem Depot einloggen und nach Aktien suchen, die sie kaufen möchten. Dazu benötigen sie den Code der jeweiligen Aktie. Über mögliche Wunschaktien und deren Codes können Anleger sich auf Plattformen wie Finanzen100.de informieren. Einsteiger sollten darauf achten, zunächst keine ausländischen Aktien zu kaufen, sondern sich auf solche konzentrieren, die in Deutschland (Frankfurt) gehandelt werden. Anleger müssen dann auswählen, wie viele Aktien sie erwerben möchten und welche Auftragsart sie bevorzugen. Aufgrund der schwankenden Kurse kann der Broker keinen garantierten Preis für die Aktie angeben. Wählt ein Anleger die Auftragsart „market“ aus, kauft der Broker die Aktie so schnell es geht zum aktuellen Preis. Mit anderen Optionen können Höchst- oder Mindestpreise („market to limit“ oder „stop buy“) festgelegt werden.

Welche Aktien sollen ins Depot?

Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Doch wer bei der Zusammenstellung seines Depots einige Grundregeln beachtet, kann mit geringem Risiko eine gute Rendite erzielen. Wichtig ist zunächst, dass die Anlagen weit gestreut werden. Anleger sollten ihr Geld nie in ein paar wenige Aktien und Fonds investieren. Grundsätzlich gilt: Je mehr verschiedene Aktien sich im Depot befinden, desto geringer ist das Risiko. Der Anleger ist auf diese Weise nicht stark von der Entwicklung einzelner Unternehmen abhängig. Er sollte nicht nur in mehrere Aktien investieren, sondern auch auf verschiedene Branchen und Unternehmensgrößen achten, um ein bunt gemischtes Depot zu erstellen.

Bevor Anleger sich für den Erwerb einer Aktie entscheiden, sollten sie auf gute Dividenden achten. Denn Unternehmen schütten am Ende eines Geschäftsjahres einen Teil ihres Gewinns an die Aktionäre aus. Die Höhe der Dividenden gibt also Rückschluss über den Erfolg des Unternehmens. Sie muss aber im Verhältnis zum Aktienwert gesehen werden. Hat der Anleger für eine Aktie zehn Euro gezahlt und bekommt dafür eine Dividende von einem Euro, beläuft sich die Rendite auf zehn Prozent. Eine teurere Aktie mit gleicher Dividende bedeutet auch eine geringere Rendite.

Unbekanntes Terrain meiden

Wie gesagt gibt es keine klare Empfehlung für das ideale Depot. Doch gerade Privatanleger, die sich erstmals vom sicheren Ufer des Festgeldkontos ins Aktienmeer wagen, sollten nicht gleich zu tief in unbekannte Gewässer eintauchen. Besonders für den Einstieg ist es ratsam, auf Nummer sicher zu gehen und nur Aktien von bekannten Unternehmen mit eindeutigem Geschäftsmodell zu kaufen. Anleger sollten ihr Geld nur dann investieren, wenn sie genau einschätzen können, was das Unternehmen macht und wie die Aussichten für die Zukunft sind. Samsung stellt Smartphones her – ein Geschäft, mit dem es so bald keine Probleme geben dürfte. Startups und Unternehmen, deren Geschäftsmodell für Anleger nicht vollständig ersichtlich ist, sollten gemieden werden. Wer einen vielversprechenden Exoten aufnehmen will, kann das sicherlich tun. Er sollte aber in einem soliden Depot die Ausnahme bilden, um das Risiko gering zu halten.

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