Negative Bauzinsen: Bekommen Kreditnehmer bald Geld geschenkt?

Die Zinsen befinden sich weiter im Sinkflug. Was für Sparer negative Folgen hat, kommt Häuslebauern und Immobilienkäufern gerade recht. Die Finanzierung gibt es aktuell zu historisch niedrigen Konditionen. Und es könnte noch günstiger werden: Anbieter und Finanzexperten bereiten sich Medienberichten zufolge auf Minuszinsen bei der Baufinanzierung vor.

28.08.2019
  • Lesezeit ca. 2 Minuten
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    28.08.2019
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Ein Haus wird gebaut
© paulbr75/pixabay.com

Es klingt nach einer reinen Wunschvorstellung: Kreditnehmer erhalten für den Bau oder Kauf einer Immobilie mehr Geld von der Bank, als sie am Ende zurückzahlen müssen. Doch so unrealistisch es auch klingt – dieses Szenario ist nicht ausgeschlossen, wie aus einem Bericht der Frankfurter Allgemeine Zeitung hervorgeht. Banken bereiten sich demnach zumindest theoretisch auf negative Zinsen beim Baugeld vor.

Immobilien schon jetzt beliebte Anlage-Alternative

Immobilien gehören zu den beliebtesten Geldanlagen der Deutschen. Laut einer Erhebung des Statistikportals Statista gaben 45 Prozent der Befragten an, dass sie ein Sparbuch bzw. Spareinlagen zur Geldanlage nutzen. 40 Prozent sparen demnach auf dem Girokonto und 29 Prozent nutzen Renten- oder Kapitallebensversicherungen. Auf diese klassischen Sparformen folgen Bausparverträge oder Immobilien mit 28 bzw. 22 Prozent.

In Zeiten der niedrigen Zinsen, die teilweise sogar schon die Grenze in den Minusbereich überschritten haben, lohnen sich Sparbuch und Girokonto kaum noch – oft müssen Sparer sogar draufzahlen. Anders sieht es aus, wenn sie in Immobilien investieren. Immobilienkredite gibt es aktuell so günstig wie nie zuvor. Mit negativen Bauzinsen könnten Kreditnehmer sogar Geld geschenkt bekommen. Die Investition in ein Haus oder eine Wohnung würde sich dann besonders lohnen.

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Banken wollen keine negativen Bauzinsen

„Natürlich wollen wir möglichst die Null halten; aber sollte es die Wettbewerbssituation erfordern, werden wir handeln und mit negativen effektiven Jahreszinsen arbeiten“, zitiert die FAZ den Vertreter einer großen deutschen Bank. Allgemein halten sich die großen Geldhäuser allerdings bedeckt. Sowohl die Deutsche Bank als auch Hypo-Vereinsbank, Allianz und ING haben eigenen Angaben zufolge nicht vor, negative Bauzinsen einzuführen oder sich an diesbezüglichen Spekulationen zu beteiligen.

Bank-Software kennt keine Negativzinsen

Obwohl kein Anbieter konkret davon spricht, negative Zinsen beim Baugeld einzuführen, werden verschiedenen Berichten zufolge bereits Vorkehrungen getroffen. „Kurzfristig halte ich es für unwahrscheinlich, dass Banken in Deutschland Immobiliendarlehen mit negativer Verzinsung anbieten – auch wenn sich Kreditinstitute schon allein aus strategischen Gründen diese Hintertür offenhalten müssen und dafür technische Vorbereitungen treffen“, zitiert das Finanzportal Bialloden Vorstandsvorsitzendenden von Dr. Klein, Michael Neumann. Hierbei geht es vor allem um technische Lösungen für die Bank-Software, die bisher nicht in der Lage ist, mit negativen Bauzinsen zu rechnen.

Für jeden Immobilienkredit müssen Banken einen Tilgungsplan erstellen, der aufzeigt, wie hoch die Zinsen sind und wie schnell der Kredit abbezahlt werden kann. Hierbei hilft die Bank-Software. Diese kennt allerdings keine Negativzinsen, sodass eine korrekte Berechnung nicht möglich ist. „Das alles ist nicht unlösbar, wenn man es lösen will, aber da müssen jetzt die Mathematiker und IT-Leute ran“, wird ein Finanzberater in der FAZ zitiert.

Negativzinsen in der Schweiz und Dänemark

In der Schweiz und in Dänemark soll es schon negative Bauzinsen geben. So gewährt die drittgrößte Bank Dänemarks ein zehnjähriges Hypothekendarlehen zu einem Sollzins von -0,5 Prozent. Der Kreditnehmer zahlt also monatlich immer die gleiche Rate, doch seine Restschuld wird pro Monat anteilig um 0,5 Prozent pro Jahr gekürzt. Am Ende zahlt er also weniger zurück, als er bei der Bank aufgenommen hat. Auch bei der Zuger und der Graubündner Kantonalbank soll es in bestimmten Fällen bereits Minuszinsen geben.

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