Warum Smava Kreditnehmern Geld schenkt

Wer einen Kredit aufnimmt, muss das geliehene Geld plus Zinsen zurückzahlen. Aber was, wenn die Zinsen sich im Minusbereich bewegen? Dann bekommt der Kreditnehmer sogar noch Geld geschenkt. Er zahlt weniger zurück, als er sich geliehen hat. Ob das wirklich funktioniert und welchen Haken es dabei gibt.

04.04.2019
  • Lesezeit ca. 2:30 Minuten
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    04.04.2019
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Geldscheine
© martaposemuckel/pixabay.com

Während aktuell viele Banken in der Kritik stehen, weil sie bei der Geldanlage Negativzinsen an Kunden weitergeben, nutzt das Kreditvergleichsportal Smava Negativzinsen aus, um neue Kunden anzulocken. Der besondere Aktionszins ist auf den ersten Blick zu schön, um wahr zu sein. Der zweite Blick klärt auf, warum das so ist.

Geld leihen und Geld sparen

Seit zwei Jahren vergibt Smava einen Ratenkredit mit negativem Zinssatz. Wer sich genau 1.000 Euro leiht, bekommt den Kredit zu einem effektiven Jahreszins von -0,4% p.a. (Stand: April 2019). Die Laufzeit beträgt 24 Monate und die monatlich zu zahlende Rate 41,51 Euro. Am Ende der Laufzeit hat der Kreditnehmer also lediglich einen Betrag von 995,84 Euro zurückgezahlt.

Die Eckdaten auf einen Blick:

Darlehensbetrag: 1.000 Euro
Zurückzuzahlender Betrag: 995,84 Euro
Laufzeit: 24 Monate
Monatliche Raten: 41,51 Euro
Gebundener Sollzins: -0,4% p.a.
Effektiver Jahreszins: -0,4% p.a.
Darlehensgebende Bank: solarisBank AG, Berlin

Wie funktioniert das?

Den Kredit gewährt die solarisBank aus Berlin. Der Aktionszins kommt allerdings nicht von der solarisBank, sondern vom Vergleichsportal Smava. Es tritt zwar lediglich als Vermittler zwischen Bank und Kunde auf, übernimmt aber den Teil des Kredits, den Kunden durch den Negativzins sparen. Der Kunde zahlt also gut 95 Prozent des Kredits zurück, während Smava für den Rest aufkommt.

Übrigens: Es kommt sogar vor, dass der Negativzins noch deutlich niedriger ausfällt. Erst kürzlich betrug der Zinssatz für einen kurzen Aktionszeitraum -10 Prozent.

Den Kredit bekommt nicht jeder

Den Kredit mit Negativzins gibt es nicht ohne Weiteres. Smava prüft die Antragsteller ganz genau nach festgelegten Kriterien. Um den Kredit zu erhalten, muss der Kreditnehmer

  • volljährig sein,
  • Angestellte/r, Arbeiter/in oder Beamter/Beamtin (kein/e Freiberufler/in, Selbstständige/r oder Rentner/in) sein,
  • auf eigene Rechnung handeln,
  • den ständigen Wohnsitz in Deutschland haben,
  • eine deutsche Bankverbindung haben,
  • keine negativen SCHUFA-Einträge haben,
  • und eine positive Haushaltsrechnung vorweisen können.

Wo ist der Haken?

Wer alle Voraussetzungen erfüllt, kann den Kredit beantragen und damit rechnen, dass er bewilligt wird. Allerdings ist dabei Vorsicht geboten. Denn auf der Webseite von Smava lauert eine Stolperfalle. Schon auf der Startseite wird der Negativzins beworben – gleich daneben befinden sich Auswahlfelder und ein Button zum Kreditvergleich bzw. zum Antrag. Allerdings sind diese Felder vorausgefüllt – und zwar mit einer viel höheren Kreditsumme und Laufzeit. Die Tücke daran: Den Negativzins gibt es nur für Kredite von exakt 1.000 Euro. Wer sich über die vorausgefüllten Felder also zu einem höheren oder niedrigeren Kredit locken lässt, erhält keinen Aktionszins. Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale Hessen bezeichnet das Angebot gegenüber FOCUS Online als Lockmittel für andere Vergleichsangebote, an denen das Portal besser verdient. „Es findet keine Bonitätsprüfung statt. Wenn meine Bonität so gut ist, warum brauche ich diesen Kredit eigentlich?“

Tipp: Achten Sie beim Antrag genau darauf, dass die Eckdaten Ihres Kredits mit denen des Aktionszinses übereinstimmen. Und prüfen Sie auch bei anderen Angeboten immer die genauen Konditionen.

Kunden bezahlen mit Daten

Antragsteller müssen sich außerdem darüber im Klaren sein, dass Smava im Zuge der Bonitätsprüfung nicht nur SCHUFA-Einträge prüft, sondern auch Einsicht auf das Konto verlangt. Denn wer den Kredit beantragt, muss auch seine regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben angeben. Smava überprüft diese Angaben, indem es sich einmalig Einblick in die Kontoumsätze der letzten drei Monate verschafft. Das Vergleichsportal hat dabei keinen direkten Zugriff auf das Konto, kann aber dennoch so einiges in Erfahrung bringen. Denn wer die persönlichen Umsätze der letzten drei Monate kennt, kennt auch die Person, die dahintersteckt. Zumindest in gewisser Weise. Das Vergleichsportal weiß somit genau, wofür seine Kunden ihr Geld ausgeben und was ihnen wichtig ist. Diese Informationen wird das Vergleichsportal mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu nutzen, weitere auf die Kunden zugeschnittene Angebote zu unterbreiten und so zusätzliche Geschäfte zu machen.

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